Montag, 4. August 2014

Hut ist immer gut - eine Manöverkritik

Der hauseigene Schweizer hat viele Hobbies. Das neueste: Ein Gummiboot.


Damit lässt es sich gepflegt über die Schweizer Seen cruisen und gechillt im Schilf abhängen. Frau muss das natürlich stilecht begehen. Es musste ein Sonnenhut her. Ich habe überhaupt keine Erfahrung mit Kopfbedeckungen nähen, aber diese einfachen Stoff-Anglerhüte sehen doch eigentlich ganz machbar aus. Nach eingehender Recherche bei google habe ich also verschiedene, kostenlose Anleitungen gefunden und losgenäht. Ich habe einen simplen Baumwollstoff verwendet, nicht besonders steif, aber auch nicht ganz dünn. Hier kommt die Manöverkritik:

Schnitt 1: Der Miss-Daisy-Hut
Anleitung
Gut gedacht und eigentlich auch gut gemacht. Das Schnittmuster besteht aus einer Krempe und dem sechsteiligen Kopfteil. Das Ganze wird doppelt genäht und bekommt dadurch nicht nur Standfestigkeit, sondern ist auch noch als Wendehut geeignet.
Ich habe auf diese Eigenschaft verzichtet und Kopfteil und Krempe wie Rock und Bund zusammengenäht. Weiterhin habe ich den ganzen Hut mit der Overlock genäht. Das funktioniert. Aber wer es perfekt haben möchte, der sollte für die Spitze im Kopfteil doch beser die normale NähMa nehmen. Ich habe keine Bügeleinlage verwendet. Nicht gut. Wer nicht mit Jeans näht, dem sei mindestens für die Krempe eine Bügeleinlage empfohlen.


Insgesamt ein einfacher Schnitt mit grossen Erfolgsaussichten. Passform ist universell, auch auf meinen Quadratschädel passt die Einheitsgrösse gut. Die Krempe war schon mal breiter, das sah gar nicht aus bei diesem Schnitt, nun ist sie etwa 1,5 cm breiter wie in der Anleitung. Das geht gerade noch so. Breiter wäre aber schöner und etwas eleganter wäre auch toll.

Schnitt 2: Der laisser-faire-Hut
Anleitung
Eine französische Anleitung mit Rechenaufgabe. Der französischsprechende, hauseigene Schweizer mit naturwissenschaftlicher Ausbildung erwies sich als mein Retter (Pi? War das nicht der mit dem Tiger?). Selbst wer noch mehr Matherücklagen hat, einen Zirkel benötigt man in jedem Fall für die Schnittmusterkonstruktion.
Ansonsten besteht der Schnitt aus Krempe (die ich nicht als Kreis mit Loch, sondern als Halbkreis mit Loch konstruiert und dann zusammengenäht habe), Seitenteil als geschrägter Streifen und Deckel als Kreis. Dieses Mal habe ich alles mit Bügeleinlage versehen, das kann ich auch bei diesem Schnitt nur empfehlen. Der Schnitt ist nicht symmetrisch, sondern läuft nach hinten länglich aus. Das sieht erst mal komisch aus beim Nähen, am fertigen Teil aber gar nicht mehr. Wieder habe ich alles mit der Overlock genäht, das geht, zumindest in meinem grobmotorischem Fall schief: Der Deckel ist jetzt nicht rund, sondern hat Ecken...nicht schön. Ansonsten ist er trotz sorgfältiger Rechnerei zu eng. Interessant.


Insgesamt gefällt mir der Schnitt nicht so ganz, irgendwie zu drüber für einen Sonnenhut...wenn ihr versteht, was ich meine. Und die Passform an sich ist auch irgendwie seltsam. Dafür ist die breite Krempe toll.

Leicht frustriert habe ich noch einmal gesucht und noch einen weiteren Schnitt gefunden, der die Vorteile der beiden Vorgänger meiner Ansicht nach vereint.

Schnitt 3: DER Sonnenhut
Anleitung
Auch dieser Hut ist als Wendehut angelegt, hab ich wieder nicht gemacht. Der Schnitt besteht aus Deckel, dieses Mal aber ein Oval, kein Kreis, einer Seitenwand, gebogen! und einer breiten Krempe.
Eigentlich ist es ein Kinderschnitt, ich habe einfach um 2 cm vergrössert und dann keine Nahtzugabe mehr gegeben. Mein Kopf passt rein.
Ich habe eine Version der Schnittteile komplett mit Bügeleinlage versehen, auch das stellte sich wieder als richtig heraus. Damit die Passform gut wird, werden die Nahtzugaben eingeschnitten und so die Rundungen erzeugt. Clevere Idee. Ich war nun auch etwas cleverer und habe Rundungen erst mit der Nähmaschine genäht und hinterher mit der Overlock versäubert. So halten sich die Grobmotorikfehler in Grenzen.
Die Form ist super, passen tut der Hut auch. Die Krempe könnte noch einen Tick schmäler sein und das nächste Mal werden beide Teile mit Bügeleinlage versehen, es labbert doch etwas. Also vielleicht festeren Stoff verwenden. Das Seitenteil könnte auch noch etwas niedriger werden, zeigte der Tragetest (wie es scheint, hat meinen Kopf einen grossen Durchmesser, aber eine kleine Höhe. Ich habe also einen Plattkopf). Aus dem Bänderparadies Caraco habe ich noch ein passendes Satinband drumgewickelt....nur festnähen muss ich es noch.
Edit: Mittlerweile hat der Hut noch einige Steppnähte an strategischen Stellen mehr bekommen und jetzt hat er mehr Stand.

Und hier: Der Hut, die Berge und ich und das Boot.


Fazit
Hut nähen ist nicht ganz so leicht wie gedacht, es wird an manchen Stellen doch etwas fummelig. Aber aus einer fixen Idee wurde drei ein schönes Stück, das auch mal über das Gummiboot hinauskommen wird.

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